Mittwoch, 29. September 2010

Streik

Die Spanier streiken, um gegen die Arbeitsmarktreformen der Regierung zu protestieren und ich hab keine Uni - so ein Pech ;-)

Bericht auf orf.at über den Streik: http://www.orf.at/#/stories/2017239/

Samstag, 25. September 2010

Toledo

Heute hab' ich an einem Ausflug nach Toledo teilgenommen, der vom Erasmus Student Network organisiert wurde. Es gab zum Glück kein festes Programm, sondern wir sind einfach alle gemeinsam in drei Bussen hingefahren und konnten dort frei die Stadt erkunden. Heute war ich mit einer Russin, einer Deutschen und einer Koreanerin unterwegs. Lustig wars :-)
Oh und ich hab auch heute wieder was gelernt: Suche niemals ein öffentliches WC in Toledo - wir haben vier Stunden dafür gebraucht und uns, als wir es endlich gefunden haben, wahrscheinlich gefühlt wie Kolumbus, als er in "Indien" ankam (bloß dass wir zweifellos wussten, wo wir da gelandet sind).

Toledo

Freitag, 24. September 2010

Mein Zimmer

Ein paar Fotos von meinem kleinen aber gemütlichen Reich :-)

Mi habitación

Es war einmal...

Böse Zungen mögen behaupten, der Studentenalltag bestünde nur aus Party und Schlafen - meine Leidensgenossen/-genossinnen unter euch wissen allerdings, dass dem nicht (immer) so ist und das Studium mitunter richtig stressig sein kann. Seit ich bei einer Führung durch den historischen Teil der Uni Alcalá aber gehört habe, wie es den Studenten früher so ergangen ist, kommt mir das Studium heutzutage richtig angenehm vor verglichen mit der Tortur, der sich besonders die Doktoratsantwärter/-innen damals stellen mussten.

Bei der Doktoratsprüfung musste sich der Prüfling auf eine Art Kanzel stellen - neben ihm standen auf einer Seite sein Tutor, der sich bemühte, ihn zu unterstützen und auf der anderen Seite ein Professor, der versuchte, ihn aus der Fassung zu bringen und durchfallen zu lassen. Unter der "Kanzel" saß eine Kommission von 30 Professoren, die jeweils eine Frage an den Prüfling stellen durften - wenn dieser auch nur eine Frage falsch beantwortete, fiel er automatisch durch. Über dem Prüfling standen auf einer Galerie Zuhörer, die den Doktoratsanwärter je nach Sympathie lauthals anfeuern oder beschimpfen durften. Der dadurch entstehende Lärm galt als weitere Bewährungsprobe des Prüflings - reagierte er darauf oder wehrte sich gegen Beschimpfungen, fiel er durch.
Wer die Doktoratsprüfung bestand, durfte durch das Tor des Ruhmes (puerta de gloria) ins Freie gehen, wo er vom gesamten Ort gefeiert wurde. Wer durchfiel, musste durch das Tor des Dummkopfes (puerta de burro) auf der entgegengesetzten Seite gehen, wo ihn die Bewohner Alcalás mit faulen Eiern, Tomaten und Steinen erwarteten, um ihn für sein Versagen zu bestrafen.
In der ersten Zeit nach Entstehung der Uni Alcalá am Ende des 15. Jahrhunderts fielen ca. 300 Doktoratsantwärter durch, 30 bestanden. Wer durchgefallen war, zog entweder in eine andere Stadt, um dort nochmals zur Prüfung anzutreten, oder versuchte es (verständlicherweise) erst gar nicht mehr.


Das Wappen der Uni Alcalá...

Montag, 20. September 2010

Uni-Beginn

Heute war mein erster Uni-Tag in Alcalá. Diese Woche können wir Erasmus-Studenten uns einfach mal in Lehrveranstaltungen setzen, die uns interessieren und am Beginn der nächsten Woche müssen wir uns dann für ein paar davon entscheiden.
Fazit: Erste Lehrveranstaltung: 30 Studenten, zweite Lehrveranstaltung: 4 (!) Studenten, dritte Lehrveranstaltung: 2 (!!) Studenten. Also ich weiß ja nicht was die anderen Leute so interessiert, aber offenbar nicht dasselbe wie mich. Naja, mal sehen was der Rest der Woche so bringt... Bis jetzt ist sowieso alles ein bisschen chaotisch - Kollegen haben mir z.B. erzählt, dass ihre Professoren teilweise nicht mal aufgetaucht sind.

Am Heimweg bin ich übrigens wieder mal in eine Fiesta geraten, diesmal wars allerdings ausnahmsweise kein Besäufnis, sondern eine religiöse Prozession zu Ehren der Jungfrau Maria. Ich hab mit dem Handy ein paar Fotos gemacht - die Qualität ist dementsprechend schlecht aber ich glaube man kann zumindest ein bissl was erkennen.

Virgen del Val

Sonntag, 19. September 2010

Cuenca

Gestern haben wir zu viert - eine Schwedin, eine Tschechin, eine Französin und ich - einen Ausflug nach Cuenca gemacht. Praktischerweise hatte die Französin ihr Auto mit nach Spanien genommen und wir konnten mit ihr mitfahren.
Cuenca ist eine Stadt im Osten von Alcalá, die vor allem für ihre hübsche Altstadt und die casas colgadas (hängende Häuser) bekannt ist.

Cuenca

Was wir nicht wussten war, dass in Cuenca an diesem Tag die Feierlichkeiten zu Ehren von San Mateo beginnen würden und da wir uns dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollten, sind wir in der Stadt hängen geblieben anstatt wie geplant auch die Umgebung zu erkunden. Wer bei San Mateo jetzt an Messen und religiöse Prozessionen denkt, liegt gründlich daneben - statt Weihrauch lag schon am frühen Nachmittag der Geruch von Alkohol in der Luft und die ersten Partytiger haben Bierfässer durch die Straßen gerollt.
Eine Menge junger Leute war in der Stadt unterwegs und nachdem wir als eine Gruppe von vier Mädls - zwei davon blond und hellhäutig - ziemlich aufgefallen sind, wurden wir fleißig angeflirtet, ausgefragt und zum mitessen und -trinken aufgefordert. Es war lustig, aber nachdem die Schwedin mir erzählt hat, dass sie täglich 5-6mal angegraben wird, war ich dann doch ganz froh darüber, dass mich die Spanier meinem Aussehen nach bis jetzt meistens ihrer Nationalität zugeordnet und mich dementsprechend wenig beachtet haben.

Richtig angefangen hat die Feier dann am Nachmittag, als eine Horde von Menschen sich im Zentrum versammelt hat, um die Ansprache des Bürgermeisters zu hören und anschließend am corrida de toro - dem Stierlauf - teilzunehmen oder zuzusehen. Anfangs wars ja ganz amüsant, die Spanier dabei zu beobachten, wie sie sich kollektiv auf der Plaza Mayor besaufen und gegenseitig mit Alkohol bespritzen, aber nachdem mit dem Alkoholspiegel und der wachsenden Menschenmenge auch das Gedränge und Gestoße zugenommen hat, hatte ich schon relativ bald die Nase voll von fiesta. Nachdem uns aber eine Spanierin geraten hatte, uns den corrida de toro unbedingt anzusehen, sind wir trotzdem im Zentrum geblieben, um so ein Event wenigstens einmal gesehen zu haben.

Geschlagene zwei Stunden später wars dann soweit. Aber was uns so großartig angekündigt worden war, hätten wir uns in Wirklichkeit auch sparen können : Eine arme Kuh, der sie Hörner aufgesetzt hatten, umringt von einer Schar betrunkener Männer, die versucht haben, das Tier zu provozieren, um dann als Beweis ihrer Furchtlosigkeit vor ihm herumzuhüpfen. Ganz abgesehen von den übrigen Zusehern, die sich kreischend zu uns hinter die Absperrungen gedrängt haben, sobald die Kuh auch nur ihren Kopf in unsere Richtung gedreht hat (man muss dazu sagen, dass sie an einem Strick gehalten wurde). Ich würde derartige Spektakel also nicht unbedingt zu den Glanzlichtern Spaniens zählen. Wenigstens wurde uns gesagt, dass das Tier nach der fiesta ein ruhiges Leben auf dem Bauernhof verbringen darf.

Lektion des Tages: Warte niemals zwei Stunden lang auf eine Kuh.

Hier ein paar Fotos von der Fiesta de San Mateo:

Fiesta de San Mateo

Um halb zwölf Uhr nachts waren wir dann schließlich zurück in Alcalá und alle schon ziemlich fertig. Aber mei, man ist ja nur einmal jung und so war ich dann noch ein paar Stündchen Salsatanzen bevor ich um halb fünf Uhr morgens ins Bett gekippt bin.

Mittwoch, 15. September 2010

Eine Schweigeminute...

... für meine türkise Lieblingsbluse, die heute brutal von mehreren Autos zusammengefahren wurde, nachdem sie vom Wäscheständer in die Garageneinfahrt gefallen war. Sie konnte nur mehr zerfetzt geborgen werden.

Und was lernen wir daraus?

1. Vertraue niemals einem Wäscheständer, der an der Hauswand über der Garageneinfahrt angebracht ist.
2. Verwechsle niemals tendedero und tenedor, um Aussagen wie "Verdammt, die Wäsche ist mir von der Gabel gefallen" künftig zu vermeiden und den Ernst der Lage angemessen zum Ausdruck bringen zu können.

Anmerkung:
tendedero = Wäscheständer, tenedor = Gabel

Samstag, 11. September 2010

Noche en Blanco in Madrid

Also langweilig war mir hier bis jetzt definitiv nicht. Eine kurze Zusammenfassung des Abendprogramms der letzten Woche: Montag - Erasmusfeier, Dienstag - Tapas essen mit einer Bekannten, Mittwoch - Treffen mit meiner Tutorin, Donnerstag - Erasmusfeier, Freitag - Salsa tanzen, Samstag - Noche en Blanco, Sonntag (voraussichtlich) - SCHLAFEN!
Die Noche en Blanco, von der ich gerade zurückgekommen bin (03:47 Uhr), ist vergleichbar mit der Langen Nacht der Museen, umfasst aber auch Konzerte und alle möglichen anderen kulturellen Events. Die Idee an sich ist gut, allerdings sind dermaßen viele Leute unterwegs (siehe Fotos), dass man die restlos überfüllten Museen sowieso vergessen kann und von den übrigen Events auch nicht viel mitbekommt. Nichtsdestotrotz hatte ich einen sehr netten Abend, weil ich es endlich mal geschafft habe, mit einer Gruppe von Spaniern unterwegs zu sein und mich an ihren Unterhaltungen zu beteiligen. Während ich bis jetzt eher das Gefühl hatte, in größeren Gruppen ignoriert zu werden, haben die Leute, mit denen ich heute unterwegs war, Interesse an mir gezeigt und mich aktiv in ihre Gespräche miteinbezogen. Und das war mir viel mehr wert, als die diversen Spektakel auf Madrids Straßen.

Bitte anklicken:

Noche en Blanco

Nachdem mir schon mehrere Leute erzählt haben, dass sie hier bestohlen worden sind, wollte ich meine Kamera gestern nicht zu so einem Riesenevent wie der Noche en Blanco mitnehmen. Die Fotos stammen von zwei Erasmus Kolleginnen, mit denen ich gestern Nachmittag nach Madrid gefahren bin.

Dienstag, 7. September 2010

Nur keine Hemmungen

Die Spanier haben einen teilweise sehr eigenwilligen Wortschatz. Gestern hat uns eine unserer Professorinnen z.B. den Auftrag gegeben, Ausdrücke mit dem Wort cojones (umgangssprachlich für "Hoden") zu suchen und es ist unglaublich, wie oft die Spanier dieses Wort verwenden und wofür. So heißt es hier z.B. nicht "Das interessiert mich einen Dreck", sondern "Das interessiert mich drei Hoden", statt "Ich bin fix und fertig" sagen sie "Ich habe quadratische Hoden" und "Es ist schweinekalt heute" heißt hier "Es hat eine Hodenkälte". (Und das ist erst ein winzig kleiner Bruchteil von Anwendungen des Wortes cojones.)
Kein Wunder also, dass mein Sprachlernpartner vom letzten Semester in Österreich einmal ziemlich ins Fettnäpfchen getreten ist, als er einen derartigen Ausdruck direkt vom Spanischen ins Deutsche übersetzt hat. Die Spanier scheinen in dieser Hinsicht viel weniger Hemmungen zu haben als wir und wer sich hier in einer umgangssprachlichen Unterhaltung behaupten will, muss sich dieser Einstellung wohl anpassen. Sehr gewöhnungsbedürftig...

Montag, 6. September 2010

Spanischkurs und Erasmus-Party

Heute war die erste Einheit des Sprachkurses. Die Professorinnen wirken nett, der Unterricht war auch ok, aber leider sind 3/4 der Kursteilnehmer deutschsprachig. Interessanterweise waren die vertretenen Nationalitäten schön säuberlich in kleinen Grüppchen angeordnet- Engländerin neben Engländerin, Franzose neben Französin, Portugiese neben Portugiesin... und dann der großer Haufen Deutscher/Österreicher/Schweizer (die natürlich auch fleißig Deutsch geredet haben). Jedenfalls war ich ziemlich enttäuscht und als die deutschen Mädls angekündigt haben, zu einer Erasmus-Party zu gehen wollte ich erst gar nicht mit. Aber aus Neugierde hab ich mich ihnen dann doch angeschlossen und hatte im Endeffekt tatsächlich Spaß. Ich hab eine Menge Leute kennen gelernt und mich (je nach Sprachkenntnissen und Alkoholspiegel der Gesprächspartner) in einem schrägen Mischmasch aus Deutsch, Englisch und Spanisch gut unterhalten. Es ist also zum Glück nicht nur bei Deutsch geblieben - immerhin etwas.
Fazit: Muss ich nicht jeden Abend haben, aber es war auf jeden Fall lustig.

Sonntag, 5. September 2010

Saturday Night in Alcalá

Gestern hab ich beim Flanieren durch die Stadt noch ein paar Fotos gemacht:
Alcalá 2
Am Abend war ich mit meiner Mitbewohnerin und einer Freundin von ihr aus, zuerst Tapas essen (d.h. man bestellt Getränke und bekommt die Tapas gratis dazu - sehr angenehme Möglichkeit zu Abend zu essen :-) und dann Salsa tanzen. Wie in Graz auch scheint die Salsaszene hier überschaubar zu sein - man kennt einander. Nachdem meine Mitbewohnerin seit einem knappen Jahr in dieser Szene unterwegs ist, hab ich gleich eine Menge Tipps bekommen, mit wem ich unbedingt tanzen soll und bei welchen der Männer ich aufpassen muss. Es hat wirklich Spaß gemacht und ich glaube, ich werd mich dort in Zukunft öfter mal blicken lassen.

Morgen beginnt der zweiwöchige Spanischkurs, an dem wir Erasmusstudenten gratis teilnehmen können. Ich bin schon sehr gespannt auf den Unterricht und die Leute...

Mittwoch, 1. September 2010

Neue Wohnung

4 Tage, 19 (!!) Wohnungsbesichtigungen und unzählige Telefonate später habe ich die Zusage für meine Wunschwohnung bekommen und freue mich sehr darüber. Ich werde mit einer jungen Frau zusammenwohnen, die aus Rumänien kommt, aber schon mehrere Jahre in Spanien lebt. Sie hat Spanisch und Englisch studiert und unterrichtet hier Englisch. Sie wirkt sehr nett und dass sie perfekt Spanisch spricht ist natürlich umso besser für mich :-)

Hier Bilder von der Wohnung (sie stammen aus ihrer Annonce) - bitte anklicken:

Mi piso nuevo


Fazit: Die Wohnungssuche war anstrengend, aber 1. spannend - immerhin hab ich jetzt echt Wohnungen jeder Art gesehen - und 2. hat sie mir definitiv die Angst davor genommen, auf Spanisch zu telefonieren :-)

Sprachliche Fettnäpfchen

Langsam gewöhne ich mich dran, Spanisch zu sprechen - nichtsdestotrotz hat die spanische Sprache so ihre Tücken. Was beim Schreiben kein Problem ist, geht beim Sprechen plötzlich nicht mehr und so produziere ich bisweilen so tolle Aussagen wie "Um Eiswein herzustellen, muss man die Fingernägel später ernten", "Der Strand war voller Beine", "Diese Pfote gefällt mir sehr" oder "Ich habe es mit eigenen Ohren gesehen".

Anmerkung:
uñas = Fingernägel, uvas = Weintrauben
piernas = Beine, piedras = Steine
pata = Pfote, patrón = Muster
orejas = Ohren, ojos = Augen