Dienstag, 21. Dezember 2010

Weihnachtsfeiern

Am Sonntag habe ich ein paar Leute zu mir eingeladen, um Weihnachten ein bissl vorzufeiern und den Spaniern beizubringen, was Glühwein ist :-) Wir waren insgesamt zu neunt und haben einen wirklich schönen und lustigen Abend verbracht.

Gestern war ich mit zwei spanischen Mädls in Madrid, zuerst auf dem Weihnachtsmarkt auf der Plaza Mayor und danach bei einer Weihnachtsfeier des Goethe-Instituts. Der Markt war ziemlich enttäuschend, weil die Stände alle das gleiche kitischige Plastikzeug hatten, (kein Vergleich mit unseren Christkindlmärkten!) aber zumindest die Beleuchtung fand ich witzig (siehe Fotos). Die Weihnachtsfeier hat mir ganz gut gefallen. Es wurden Punsch, Glühwein und typisch deutsches und österreichisches Weihnachtsgebäck angeboten, auf einer Tafel gabs Beschreibungen unserer Weihnachtsbräuche und gesungen haben sie später auch - wir mussten allerdings kurz davor gehen, weil der Freund eines der Mädchen den Schlüssel in der gemeinsamen Wohnung eingesperrt hatte. Aber zumindest wissen die zwei jetzt, was Spekulatius, Weihnachtsstollen und Marzipankartoffeln sind :-)

Hier ein paar Fotos von meiner kleinen Feier und der Weihnachtsdeko in Madrid:
Weihnachtsfeier und Madrid

Samstag, 18. Dezember 2010

Así es la vida

Seit ich in Spanien angekommen bin, habe ich mich schon oft gefragt, ob und inwiefern mich diese Auslandserfahrung wohl verändert oder schon verändert hat. Also bis jetzt bin ich kein neuer Mensch geworden, aber anscheinend nimmt meine "Genialität" hier ganz neue Ausmaße an, hab' ich es doch grad geschafft, beim Kochen versehentlich eine Wäscheklammer zu schmelzen und die Luft in unserer Küche dermaßen zu verpesten, dass Bea und ich in unsere Zimmer flüchten mussten. Und dabei dachte ich, meine Höchstleistung wäre gewesen, mir in Österreich das Bein eines Bügelbretts ins Auge zu rammen. Tja, shit happens.

Montag, 13. Dezember 2010

Unser "Christbaum"

Gestern habe ich gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin den ersten Plastik-Christbaum meines Lebens aufgestellt - und mich köstlich dabei amüsiert. Hier ein paar Fotos von unserem Schmuckstück :-)
árbol de Navidad

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Lissabon

Für das vergangene Wochenende hat das Erasmus Student Network (ESN) eine Reise nach Lissabon organisiert, an der auch ich teilgenommen habe.
Freitag Nacht sind wir mit zwei Bussen losgefahren und in der Früh in Portugal angekommen. Wie schon bei meiner Reise nach Sevilla war die Busfahrt wenig erholsam, deshalb haben wir uns nach einem ersten Stadtrundgang ins Hostel schlafen gelegt. Ich war mit zwei Deutschen, einer Kroatin und einer Französin in einem Zimmer untergebracht. Leider hatte das Hostel keine Heizung und nachdem uns der Wettergott (wie auch in den darauffolgenden Tagen) nicht besonders freundlich gesinnt war, wars ziemlich kalt.
In der Nacht sind wir in eine Disco gegangen, wo sich Erasmus-Studenten aus verschiedenen Städten getroffen haben, um gemeinsam zu feiern. Kurze Zusammenfassung einer langen Nacht: eine Horde Besoffener, mäßig gute Musik, wenig Platz, viel Rauch und jede Menge Flaschen und zerbrochene Trinkbecher auf dem Boden. Immerhin musste ich das Ganze nicht mehr in vollem Ausmaß wahrnehmen, nachdem mir ein Bekannter beim Tanzen eine Kontaktlinse aus dem Auge gestreift hat (wie auch immer er das geschafft hat) und meine Sehfähigkeiten für den Rest der Nacht ziemlich eingeschränkt waren.

Am nächsten Tag haben wir den Torre de Belém und das Kloster Mosteiro dos Jerónimos besucht.
Mosteiro dos Jerónimos und Torre de Belém
Für den Tag darauf war eine Exkursion außerhalb von Lissabon vorgesehen, aber ich bin mit zwei meiner Zimmerkollegen in der Stadt geblieben, um noch mehr von Zentrum zu sehen. Es hat sich wirklich gelohnt und wir haben einen sehr netten (und angenehm ruhigen) Tag zusammen verbracht.
Lissabon
Am letzten Tag des Aufenthaltes waren wir in Sintra, um uns zwei Paläste anzusehen. Besonders gefallen hat mir der Garten des zweiten Palastes, der rund um das Thema "Himmel und Hölle" konzipiert ist. Danach sind wir noch zum Cabo de Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Kontinents, gefahren und haben dort bei heftigem Sturm den Sonnenuntergang bewundert.
Sintra und Cabo da Roca
Die Reise war im Großen und Ganzen schön, vor allem aber sehr lehrreich und ich darf euch hiermit meine neuesten Erkenntnisse präsentieren:
Der Klischee-Erasmus-Student gehört zur Gattung der Raubtiere. Er lebt in Rudeln und kommt in einer Vielfalt von Habitaten auf der ganzen Welt vor. Sein bevorzugter Lebensraum sind Universitätsstädte mit reger Party-Szene. Der Jagdtrieb des Klischee-Erasmus-Studenten tritt nachts oder in den frühen Morgenstunden zutage und äußert sich üblicherweise anschließend an die Aufnahme von Flüssignahrung, vor allem Bier. Um seine Beute anzulocken, gibt der Klischee-Erasmus-Student Lautsignale von sich oder bedient sich einer Art Tanz. Dabei streckt er die Arme in die Luft und springt auf und ab oder torkelt von einer Seite auf die andere, seine potenziellen Widersacher gezielt von sich stoßend. Nach der Jagd zieht sich der Klischee-Erasmus-Student in seinen Bau zurück und verfällt in einen komaartigen Zustand, aus dem er erst in der folgenden Nacht wieder vollständig erwacht. Dieses Verhalten zeigt der Klischee-Erasmus-Student vorwiegend auf mehrtägigen Exkursionen mit seinem Rudel.

Fazit: Die nächstes Reise mach ich dann doch lieber wieder ohne Rudel und dafür mit intakten Kontaktlinsen.

Dienstag, 30. November 2010

Die kleinen Dinge des Lebens

Bis jetzt habe ich hauptsächlich Blogeinträge über "besondere" Ereignisse geschrieben, aber eigentlich machen die nur einen kleinen Teil meines Lebens hier aus. In diesem Eintrag sollen deshalb die kleinen Dinge im Mittelpunkt stehen, die mir den Tag versüßen - oder vermiesen.

Kleine Freuden:
  • auf dem Weg zur Uni die gebratenen Mandeln zu riechen, die von den Nonnen eines nahegelegenen Klosters verkauft werden
  • das Geklapper der Störche auf den Dächern
  • wenn die Dame in der Unicafetería mir sobald ich zur Tür hereinkomme ein Baguette holt, weil sie weiß, dass ich das immer bestelle
  • am Wochenende die jungen Hip Hopper beim Breakdancen und Skateboarden auf der Plaza de Cervantes zu sehen
  • das nette "Buenos días, Johanna" des Pensionisten, der mit mir das Seminar über die Geschichte der Schriftkultur besucht
  • die Schulkinder morgens in ihren seltsam Joggingsanzug-artigen Uniformen zu sehen und mich dankbar daran erinnern zu können, dass ich sowas nie tragen musste
  • meine Freundin Ragnhildur Isländisch mit amerikanischem Akzent sprechen zu hören
  • heimzukommen und auf dem Schubladenkästchen im Vorzimmer Post von zu Hause vorzufinden
  • einen Film zu sehen und irgendwann nicht mehr mitzubekommen, dass er auf Spanisch ist
  • meine Aerobic-Lehrerin, die aussieht, als hätte sie schon im Bauch ihrer Mutter Sit-Ups gemacht und deren Anblick einen automatisch dazu motiviert, sich doppelt anzustrengen, um spätestens im nächsten Leben auch mal so sportlich zu werden
Kleine Plagen:
  • morgens in einem Bad ohne Heizung aus der Dusche zu steigen
  • den Satz "¿Johanna, quieres salir a la pizarra?" (Johanna, möchtest du an die Tafel kommen?) aus dem Mund meiner Morphologie-Professorin
  • die spanischen Pseudo-Versionen meines geliebten Soja-Vanille Drinks (allesamt grauslig)
  • in der Post eine Wartelistennummer ziehen zu müssen, auch wenn gar niemand wartet
  • die Wörter "esfuerzo" und "verdad", weil sie so gemein schwierig auszusprechen sind
  • die Tretminen-Gefahr auf den Gehsteigen (das Hundesackerl ist eindeutig nicht bis hierher vorgedrungen)
  • spanische Bedienungsanleitungen
  • in der Bibliothek für 21 Tage gesperrt zu werden, weil man ein Buch zwei Tage zu spät zurückgegeben hat
  • meine Aerobic-Lehrerin, die aussieht, als hätte sie schon im Bauch ihrer Mutter Sit-Ups gemacht und deren Anblick einen auf den Boden der Tatsachen zurückholt, weil sich 21 Aerobic-lose Jahre ja doch nicht einfach weghopsen und - sit-upsen lassen

Montag, 29. November 2010

Schnee in Alcalá

Heute schneit es in Alcalá zum ersten Mal seit meiner Ankunft. Bei ca. 5 cm Schnee bricht hier angeblich schon der Verkehr zusammen, ich bin also sehr gespannt, was diesen Winter so auf uns zukommt...


Donnerstag, 18. November 2010

Meine Mitbewohnerin

Endlich gibt es ein Foto von mir und meiner lieben Mitbewohnerin Bea :-) Ein Bekannter hat es letzte Woche in einem Salsa Club hier in Alcalá aufgenommen...

Bea und ich

Mittwoch, 17. November 2010

San Lorenzo de El Escorial

Mittlerweile ist es leider auch hier in Alcalá richtig Herbst geworden. Letztes Wochenende wars so kalt und grau, dass meine isländische Freundin Ragnhildur und ich uns für ein Indoor-Programm entschieden und uns das Kloster San Lorenzo de El Escorial angeschaut haben. Leider war das Kloster genauso kalt und grau wie das Wetter, aber immerhin waren wir vorm Regen geschützt und einen Besuch war es allemal wert. Insgesamt fünf Stunden waren wir in dem riesigen Klosterkomplex unterwegs, haben bewundert, bemängelt und ein ganz kleines bisschen über die dicken Engel und die arroganten Gesichtsausdrücke der Monarchen auf den Renaissance-Gemälden gewitzelt.
Am besten hat uns beiden die wunderschöne Bibliothek mit ihren Deckengemälden und uralten Büchern gefallen. Außerdem gibt es noch einen "Saal der Schlachten", dessen Wände mit Kriegszenen bemalt sind - in fröhlichen Farben und sehr idealisiert natürlich, man wollte sich ja an Triumphe und nicht an Blutbäder erinnern. Und die paar Toten, die man auf den Gemälden sieht, stammen selbstverständlich aus dem gegnerischen Heer.

San Lorenzo de El Escorial

Mittwoch, 10. November 2010

Uni-Leben

Nachdem ich jetzt schon seit bald zwei Monaten Unterricht habe, ist es vielleicht doch mal an der Zeit, ein bisschen was von meinem Alltag als Studentin an der Uni Alcalá zu erzählen.
Die Lehrveranstaltungen hier umfassen anders als in Österreich nicht eineinhalb, sondern drei oder vier Stunden die Woche. Ich habe für dieses Semester vier Lehrveranstaltungen gewählt - zwei, die ich für mein Studium in Graz brauche (davon eine über die Morphologie der spanischen Sprache und eine über die Geschichte Spaniens zur Zeit der Franco-Diktatur) und zwei aus Interesse ("Die Frauen im Mittelalter" und "Sozialgeschichte der Schriftkultur"). Mit letzteren beiden in ich bis jetzt sehr zufrieden, weil sie wirklich interessant sind, die anderen beiden fallen eher unter "durchwurschteln und abhaken".
Im Großen und Ganzen ist die Uni bis jetzt ok, aber ich hab schon ordentlich viel zu tun. Vom viel gerühmten Erasmus-Bonus, der Gaststudenten angeblich ein ungetrübtes Party-Faulenz-Leben im Ausland ermöglicht, hab ich persönlich bis jetzt nix gemerkt. Aber ich hab' auch schon andere Erasmus-Studenten getroffen, die eher unterfordert sind und sich langweilen - das ist wohl von Studiengang zu Studiengang verschieden.

Ein paar Fotos von der Uni:

Universidad

Samstag, 6. November 2010

Spanien und die Spanier

Um die Lebensgewohnheiten und Eigenheiten der Spanier wirklich kennen zu lernen, bedarf es natürlich mehr als zwei Monate Aufenthalt in Spanien, aber ein bisschen was hab ich doch schon über mein Gastland und seine Einwohner gelernt:
  1. Frauen werden - ungeachtet ihres Alters oder Aussehens - prinzipiell immer mit guapa (Hübsche) oder cariño (Liebes) angesprochen, egal ob von Studienkollegen oder vom Obstverkäufer. Ältere Frauen haben außerdem anscheinend die Angewohnheit, jüngere Frauen hija mía (meine Tochter) zu nennen.
  2. Spanier duzen viel früher und viel öfter als wir. Auch die Uniprofessoren, egal ob jung und locker oder betagt und respekteinflößend, werden mit ihren Vornamen und "du" angesprochen (was mir bei manchen immer noch nicht über die Lippen kommt).
  3. Spanier benützen Wörtchen wie "Bitte" und "Danke" wesentlich weniger oft als wir, was anfangs etwas unhöflich wirken kann, wenn man nicht dran gewöhnt ist.
  4. Angeblich ist der Marienkult in Spanien so verbreitet, dass 23% der spanischen Frauen María heißen - in allen möglichen Variationen: María Dolores (Schmerzen), María Soledad (Einsamkeit), María Inmaculada oder María Concepción (die unbefleckte Maria).
  5. Spanier sind generell sehr hilfsbereit, egal ob man sie nach dem Weg oder nach ihrer Mitschrift von der letzten Lehrveranstaltungseinheit fragt.
  6. Die Sicherheitsvorkehrungen in Spanien wirken allgemein strenger als bei uns, das reicht von der Gepäckkontrolle am Bahnsteig bis zu den Sicherheitsmaßnahmen der Supermärkte. Willst man z.B. mit einem Rucksack oder einer größeren Tasche in den Supermarkt gehen, muss man diese/n entweder in einem der Schließfächer einsperren, oder in einen Plastiksack stecken und diesen dann durch eine eigene Verschluss-Maschine ziehen, sodass man ihn auch ja nicht unbemerkt öffnen kann.
  7. In Spanien braucht man für sämtliche Aktivitäten die D.N.I.-Nummer, in meinem Fall also die Passnummer. Man muss z.B. in allen Unterrichtsfächern dem Professor eine ficha, ein Formular mit Name, Alter, Adresse, Telefonnummer und Auweisnummer, abgeben. Insofern ist des den Spaniern absolut unverständlich, wie man seine Ausweisnummer nicht auswendig wissen kann, was mich das eine oder andere Mal schon etwas in Verlegenheit gebracht hat.
  8. Spanier sind gar nicht so unpünktlich, wie mir in Österreich immer gesagt wurde. Zumindest war bis jetzt meistens eher ich zu spät dran.
  9. Dass Spanier generell keine besonders große Affinität zu Fremdsprachen verspüren, weiß ich ja noch vom Urlaub letztes Jahr. Trotzdem finde ich es immer wieder sehr amüsant, dass fast alle ausländischen Begriffe "hispanisiert" - also durch ein anderes Wort ersetzt, oder zumindest lautlich angeglichen - werden. Wörter wie z.B. power werden deshalb beinhart so ausgesprochen, wie man sie schreibt. Das kann vor allem auf der Uni manchmal zu ernsthaften Verständnisproblemen führen.
  10. Hier in Spanien gibt es nicht nur cafeterias, sondern auch teterías - also genau das Richtige für mich :-)

Freitag, 5. November 2010

Sprachliche Originalität

Eigentlich lese ich Linguistik-Bücher ja sehr ungern, aber heute hab ich mich doch tatsächlich mal dabei amüsiert. Warum? Weil die Spanier ein paar wirklich nette Wörter in ihrem Vokabular haben. So verwenden sie etwa Ausdrücke wie "Briefmarkentöter" (Poststempel), "Tischlervogel" (Specht) oder "Tintenlutscher" (Büroangestellter). Eine Witzfigur ist hier ein "Bring-mich-zum-Lachen" und eine Petze nennen sie "Lauf-sieh-und-sag-ihm". Oh und es gibt in Spanien eine Nachspeise mit dem süßen Namen "Schmeckt-mir-gut".

Dienstag, 2. November 2010

Sevilla

Donnerstag Nacht bin ich zusammen mit meiner Erasmus-Freundin aus Island mit dem Bus nach Sevilla gefahren, um dort das verlängerte Wochenende zu verbringen. Die Busfahrt hat sechs Stunden gedauert und an Schlaf war für mich leider kaum zu denken - unter anderem deshalb, weil ein besonders einfühlsamer Mitreisender schräg vor mir auf die tolle Idee kam, um zwei Uhr morgens unter den bösen Blicken seiner Sitznachbarin ein offenbar lebensnotwendiges Telefongespräch zu führen (meine Wut wurde nur dadurch besänftigt, dass er sich eine Folge von "How I met your mother" mit spanischen Untertiteln am Notebook angeschaut und mir damit die Zeit vertrieben hat).
Jedenfalls waren wir echt ko, als wir um sieben Uhr morgens angekommen sind und unser erster Spaziergang durch die Stadt hat auch nur so lange gedauert, bis unsere Zimmer im Hostal bereit waren. Nach ein paar Stunden Schlaf und einer warmen Dusche, gings uns dann aber besser und so waren wir abends noch in der Stadt unterwegs.
Am nächsten Tag mussten wir erst mal weiter Hostal suchen, weil unseres für die zwei kommenden Nächte nichts mehr frei hatte und wir bei Couchsurfing auch keinen Erfolg hatten. Gefühlte Stunden später - alles war voll belegt - haben wir dann zwei Hostals gefunden, die jeweils für eine Nacht ein Zimmer frei hatten. Als das endlich erledigt war, waren wir in den Reales Alcázares - den königlichen Palästen Sevillas, die wirklich sehr beeindruckend sind. Hier ein paar Fotos:
Reales Alcázares
Abends waren wir in einer Bar tapas essen, die uns schon am Tag davor aufgefallen war. Der Kellner hat an der Bar unsere Bestellung aufgenommen und wir hatten es uns schon an unserem Tisch gemütlich gemacht, als uns auf einmal ein schrilles Läuten aufgeschreckt hat. Das Telefon? Eine Türglocke? Feueralarm? Wie ein anderer Gast dankenswerterweise nach ein paar Minuten Irritation seitens aller Anwesenden herausgefunden hat, war keine unserer Vermutungen zutreffend. Die Entschlüsselung des mysteriösen Geräusches war eigentlich ganz einfach: 1mal Läuten = Essen ist fertig, wer zuerst bestellt hat möge zur Bar kommen, um es sich zu holen (und dem beleibten Kellner den Weg zu ersparen); mehrmaliges Läuten: wer bis jetzt geschlafen hat, möge verdammt noch mal zur Bar kommen, sonst wird er taub geläutet. Also wieder was dazu gelernt. Das Essen war sehr gut, aber nachdem ich ohne Wörterbuch irgendwas bestellt hatte, war ich plötzlich mit zwei Käse-Bomben konfrontiert, von denen ich in einem Anflug von Wagemut eine halbe gegessen habe und den Rest dann wegen plötzlich eintretender Übelkeit zurückschicken musste. Nie wieder Käse!
Am nächsten Tag war ich allein nochmals in den Reales Alcázares (der Eintritt war gratis), um mich diesmal ganz den Gärten zu widmen, für die ich am Tag zuvor keine Zeit gehabt hatte.
Jardínes
Am Nachmittag waren wir dann in der Casa de Pilatos, einem weiteren wunderschönen Palast.
Casa de Pilatos
Da wir abends ausgehen wollten, haben wir uns nach der Rückkehr ins Hostal bei der Rezeptionistin erkundigt, wo man denn gemütlich was trinken gehen könnte. Sie hat uns zu einer Bar geraten, die ihrer Meinung nach was "ganz Besonderes" wäre. Als wir dort angekommen sind, hat sich herausgestellt, dass wir die Bar am Tag zuvor schon mal gesehen aber ignoriert hatten, weil wir dachten es handle sich um eine Kirche. Man stelle sich vor: ein Vorraum mit einem gold-roten Altar und einer Christus-Statue, davor ein Schild, das für einen Cocktail namens "Sangre de Cristo" (Blut Christi) wirbt und drinnen ein Haufen alter Leute, über denen Rosenkränze baumeln. Und nein, ich übertreibe nicht. Nachdem wir sofort die Flucht ergriffen haben, hatte ich leider keine Zeit mehr, ein Foto zu machen.

Trotz dieser traumatischen Erfahrung, haben wir den Aufenthalt in Sevilla genossen - abgesehen davon, dass wir mit einem unserer Hostals Probleme hatten, weil die überaus reizende und kompetente Rezeptionistin uns - unbeeindruckt von meiner Bestätigung der Internet-Reservierung mit Kreditkarte - mitgeteilt hat, sie wisse nicht ob noch ein Zimmer frei wäre und wir sollen in drei Stunden wieder kommen. Später hat uns ihre noch reizendere und noch kompetentere Kollegin eröffnet, dass sie voll belegt wären. Und nein, wir können leider nicht die Kreditkartenfirma anrufen, da sie leider kein Telefon habe (das neben ihr war wahrscheinlich nur eine Attrappe) und nein, sie könne uns leider nicht helfen, weil sie überaus beschäftigt wäre. Es ist wirklich ein Jammer, dass so viele Leute in Spanien arbeitslos sind und gerade diese zwei Damen ihren Posten noch haben.

Ansonsten war die Reise toll und wir hatten wirklich Spaß. Hier noch ein paar Fotos:
Sevilla

Dienstag, 26. Oktober 2010

Rastro in Madrid

Letzten Sonntag bin ich mit einem Erasmus-Kollegen nach Madrid gefahren. Bei Sonnenschein und ca. 23-25 Grad (sorry, ich weiß das ist angesichts der Temperaturen in Österreich gemein, :-P) waren wir auf dem Rastro, dem berühmten Madrider Sonntagsmarkt, unterwegs. Ich kannte den Markt zwar noch vom letzten Jahr, aber das Getümmel und die teils witzigen oder schrägen Stände haben mich auch beim zweiten Mal fasziniert. Danach waren wir noch in der Madrider Innenstadt unterwegs und haben ein paar Touri-Fotos geschossen.


Rastro in Madrid

Samstag, 16. Oktober 2010

Segovia

Heute habe ich einen Ausflug nach Segovia gemacht. Nachdem das Erasmus-Netzwerk für dieses Wochenende eine Reise nach Granada organisiert hat, an der der Großteil meiner Erasmus-Bekannten teilnimmt, war ich diesmal allein unterwegs. Vorteil: Man muss alleine klarkommen. Nachteil: Man muss alleine klarkommen. Das hat eigentlich auch super funktioniert, bloß beim Zugfahren war ich etwas "patschert", weil ich - wie so oft spät dran - im Stress nicht mehr daran gedacht hab', wie das in Spanien so funktioniert (was ich ja eigentlich vom Urlaub letztes Jahr noch wissen sollte).
Also, Zugfahren in Spanien für Anfänger:
  1. Wenn der Bahnsteig abgesperrt ist und man nur an einer Stelle passieren kann, dient das der Fahrscheinkontrolle. Wie eine Blöde an der Absperrung auf und ab zu rennen, um vielleicht irgendwie schneller zum Zug zu kommen, macht also keinen Sinn.
  2. Auf die Fahrscheinkontrolle folgt die Gepäckkontrolle - die Uniformierten ignorierend gleich nach der Absperrung loszurennen ist also auch nicht so gscheit.
  3. Nebenbei bemerkt ist das Zum-Zug-Rennen überhaupt für die Katz - wenn Fahrschein- und Gepäckkontrolle noch offen sind, hat man locker noch ein paar Minuten Zeit, um einzusteigen.
  4. Mit dem Kauf eines spanischen Zugtickets kauft man auch automatisch einen Sitzplatz. Wenn man sich also irgendwo hin setzt, sind die Chancen groß, dass man grad jemand anderem seinen Platz klaut.
  5. Prinzipiell spricht ja nichts dagegen, im Zug von Waggon zu Waggon zu gehen. Wenn man dann aber nach Abfahrt draufkommt, dass es nicht mehr weitergeht, weil der Zug in Wahrheit aus zwei Zügen besteht und der eigene Sitzplatz im anderen Zug ist, ist das halt blöd.
Zum Glück gab es im fast vollen Zug doch noch das eine oder andere Plätzchen, ich musste also trotz meines Fauxpas nicht die ganze Fahrt lang stehen.

Nach der Ankunft haben mich erst mal zwei Überraschungen erwartet: 1. Es war saukalt und 2. liegt der Bahnhof nicht in Segovia sondern irgendwo in der Pampa vor Segovia. Dankenswerterweise hat irgendeiner der Bahnhofsbediensteten der Traube von Touristen, die aus dem Zug kam, zugerufen, wer mit dem Bus in die Stadt fahren wolle, möge sich beeilen, der nächste gehe erst in zwei Stunden. Eines der Probleme war damit erledigt und um das andere zu lösen, hab' ich mir im Tourismusbüro auf dem Stadtplan einzeichnen lassen, wo man in Segovia Strumpfhosen kaufen kann. Sollte also irgend jemand von euch eines Tages das Bedürfnis haben, sich in Segovia Strumpfhosen zu besorgen, möge er sich vertrauensvoll an mich wenden.
Den Rest des Tages hab ich dann schön "touristelt" und bin mit der Kamera bewaffnet durch das Stadtzentrum spaziert. Hier ein paar der Resultate:

Segovia

Montag, 11. Oktober 2010

Semana Cervantina

Momentan findet in Alcalá ein Fest zu Ehren des Geburtstages von Miguel de Cervantes statt. Das genaue Geburtsdatum des Autors ist zwar unbekannt, aber man weiß, dass er am 9. Oktober 1547 getauft worden ist. Zu diesem Anlass gibt es jedes Jahr einen großen Mittelaltermarkt im Zentrum der Stadt, außerdem finden mittelalterliche Konzerte und Umzüge statt.
Ich war ein paarmal mit Erasmus Kollegen auf dem Markt unterwegs und es gab echt eine Menge zu sehen, riechen und hören. Das Angebot der Stände reicht vom kleinsten Buch der Welt über Amulette und Heilkräuter bis hin zu Greifvögeln, Babyschweinchen und Riesentruthähnen. Wenns nach mir gegangen wäre, hätt ich jetzt schon ein kleines süßes Hausschwein, aber die konnte man leider nicht kaufen, sondern nur bestaunen und fotografieren. Ein Jammer...
Abgesehen davon waren meine persönlichen Highlights die Tee- und die Mehlspeisenstände, da musste ich gleich zuschlagen :-)

Semana Cervantina

Dienstag, 5. Oktober 2010

Sesam öffne dich

Mittlerweile glaube ich, was für Don Quijote die Windmühlen waren sind für mich die spanischen Türen - insofern hätte ich meinen Blog vielleicht anders betiteln sollen. Angefangen hat es mit der Haustür bei den Couchsurfern, die zwar theoretisch durch Drücken eines Schalters hätte aufgehen sollen, es bei mir aber irgendwie nie wollte. Dann hab ich mich bei den Wohnungsbesichtigungen mit der einen oder anderen Tür herumgequält und seit ich nun in meine jetzige Wohnung eingezogen bin, lebe ich in ständigem Clinch mit der Haustüre (die sich nämlich nur öffnen lässt, wenn man den Schlüssel bis genau zwischen dem vorletzten und dem letzten Zacken ins Schlüsselloch steckt - und manchmal bequemt sie sich auch nach minutenlanger Milimeterarbeit nicht dazu, aufzugehen). Letzte Woche hat sich mein Tür-Konflikt dann auch auf die Uni ausgedehnt. Nachdem ich eine Lehrveranstaltung früher verlassen musste, wollte ich mich möglichst leise aus dem Raum schleichen. Das wäre mir auch fast gelungen - wenn ich die Tür aufbekommen hätte. Spätestens beim vierten Rüttler ist der Prof plötzlich still geworden und alle Augen waren auf mich gerichtet. Nachdem ich es ganz offensichtlich nicht alleine schaffte, die Tür zu öffnen, wollte mir der Prof galanterweise zu Hilfe kommen, hatte zum Amüsement der ganzen Gruppe aber leider genauso wenig Erfolg wie ich. Die restliche Viertelstunde des Unterrichts haben wir deshalb damit verbracht, von innen an die Tür zu hämmern und nach draußen zu telefonieren, bis es dann endlich jemand geschafft hat, die klemmende Tür von außen aufzureißen.

Fazit: Spanische Wäscheständer sind mir unsympathisch. Spanische Türen auch.

Mittwoch, 29. September 2010

Streik

Die Spanier streiken, um gegen die Arbeitsmarktreformen der Regierung zu protestieren und ich hab keine Uni - so ein Pech ;-)

Bericht auf orf.at über den Streik: http://www.orf.at/#/stories/2017239/

Samstag, 25. September 2010

Toledo

Heute hab' ich an einem Ausflug nach Toledo teilgenommen, der vom Erasmus Student Network organisiert wurde. Es gab zum Glück kein festes Programm, sondern wir sind einfach alle gemeinsam in drei Bussen hingefahren und konnten dort frei die Stadt erkunden. Heute war ich mit einer Russin, einer Deutschen und einer Koreanerin unterwegs. Lustig wars :-)
Oh und ich hab auch heute wieder was gelernt: Suche niemals ein öffentliches WC in Toledo - wir haben vier Stunden dafür gebraucht und uns, als wir es endlich gefunden haben, wahrscheinlich gefühlt wie Kolumbus, als er in "Indien" ankam (bloß dass wir zweifellos wussten, wo wir da gelandet sind).

Toledo

Freitag, 24. September 2010

Mein Zimmer

Ein paar Fotos von meinem kleinen aber gemütlichen Reich :-)

Mi habitación

Es war einmal...

Böse Zungen mögen behaupten, der Studentenalltag bestünde nur aus Party und Schlafen - meine Leidensgenossen/-genossinnen unter euch wissen allerdings, dass dem nicht (immer) so ist und das Studium mitunter richtig stressig sein kann. Seit ich bei einer Führung durch den historischen Teil der Uni Alcalá aber gehört habe, wie es den Studenten früher so ergangen ist, kommt mir das Studium heutzutage richtig angenehm vor verglichen mit der Tortur, der sich besonders die Doktoratsantwärter/-innen damals stellen mussten.

Bei der Doktoratsprüfung musste sich der Prüfling auf eine Art Kanzel stellen - neben ihm standen auf einer Seite sein Tutor, der sich bemühte, ihn zu unterstützen und auf der anderen Seite ein Professor, der versuchte, ihn aus der Fassung zu bringen und durchfallen zu lassen. Unter der "Kanzel" saß eine Kommission von 30 Professoren, die jeweils eine Frage an den Prüfling stellen durften - wenn dieser auch nur eine Frage falsch beantwortete, fiel er automatisch durch. Über dem Prüfling standen auf einer Galerie Zuhörer, die den Doktoratsanwärter je nach Sympathie lauthals anfeuern oder beschimpfen durften. Der dadurch entstehende Lärm galt als weitere Bewährungsprobe des Prüflings - reagierte er darauf oder wehrte sich gegen Beschimpfungen, fiel er durch.
Wer die Doktoratsprüfung bestand, durfte durch das Tor des Ruhmes (puerta de gloria) ins Freie gehen, wo er vom gesamten Ort gefeiert wurde. Wer durchfiel, musste durch das Tor des Dummkopfes (puerta de burro) auf der entgegengesetzten Seite gehen, wo ihn die Bewohner Alcalás mit faulen Eiern, Tomaten und Steinen erwarteten, um ihn für sein Versagen zu bestrafen.
In der ersten Zeit nach Entstehung der Uni Alcalá am Ende des 15. Jahrhunderts fielen ca. 300 Doktoratsantwärter durch, 30 bestanden. Wer durchgefallen war, zog entweder in eine andere Stadt, um dort nochmals zur Prüfung anzutreten, oder versuchte es (verständlicherweise) erst gar nicht mehr.


Das Wappen der Uni Alcalá...

Montag, 20. September 2010

Uni-Beginn

Heute war mein erster Uni-Tag in Alcalá. Diese Woche können wir Erasmus-Studenten uns einfach mal in Lehrveranstaltungen setzen, die uns interessieren und am Beginn der nächsten Woche müssen wir uns dann für ein paar davon entscheiden.
Fazit: Erste Lehrveranstaltung: 30 Studenten, zweite Lehrveranstaltung: 4 (!) Studenten, dritte Lehrveranstaltung: 2 (!!) Studenten. Also ich weiß ja nicht was die anderen Leute so interessiert, aber offenbar nicht dasselbe wie mich. Naja, mal sehen was der Rest der Woche so bringt... Bis jetzt ist sowieso alles ein bisschen chaotisch - Kollegen haben mir z.B. erzählt, dass ihre Professoren teilweise nicht mal aufgetaucht sind.

Am Heimweg bin ich übrigens wieder mal in eine Fiesta geraten, diesmal wars allerdings ausnahmsweise kein Besäufnis, sondern eine religiöse Prozession zu Ehren der Jungfrau Maria. Ich hab mit dem Handy ein paar Fotos gemacht - die Qualität ist dementsprechend schlecht aber ich glaube man kann zumindest ein bissl was erkennen.

Virgen del Val

Sonntag, 19. September 2010

Cuenca

Gestern haben wir zu viert - eine Schwedin, eine Tschechin, eine Französin und ich - einen Ausflug nach Cuenca gemacht. Praktischerweise hatte die Französin ihr Auto mit nach Spanien genommen und wir konnten mit ihr mitfahren.
Cuenca ist eine Stadt im Osten von Alcalá, die vor allem für ihre hübsche Altstadt und die casas colgadas (hängende Häuser) bekannt ist.

Cuenca

Was wir nicht wussten war, dass in Cuenca an diesem Tag die Feierlichkeiten zu Ehren von San Mateo beginnen würden und da wir uns dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollten, sind wir in der Stadt hängen geblieben anstatt wie geplant auch die Umgebung zu erkunden. Wer bei San Mateo jetzt an Messen und religiöse Prozessionen denkt, liegt gründlich daneben - statt Weihrauch lag schon am frühen Nachmittag der Geruch von Alkohol in der Luft und die ersten Partytiger haben Bierfässer durch die Straßen gerollt.
Eine Menge junger Leute war in der Stadt unterwegs und nachdem wir als eine Gruppe von vier Mädls - zwei davon blond und hellhäutig - ziemlich aufgefallen sind, wurden wir fleißig angeflirtet, ausgefragt und zum mitessen und -trinken aufgefordert. Es war lustig, aber nachdem die Schwedin mir erzählt hat, dass sie täglich 5-6mal angegraben wird, war ich dann doch ganz froh darüber, dass mich die Spanier meinem Aussehen nach bis jetzt meistens ihrer Nationalität zugeordnet und mich dementsprechend wenig beachtet haben.

Richtig angefangen hat die Feier dann am Nachmittag, als eine Horde von Menschen sich im Zentrum versammelt hat, um die Ansprache des Bürgermeisters zu hören und anschließend am corrida de toro - dem Stierlauf - teilzunehmen oder zuzusehen. Anfangs wars ja ganz amüsant, die Spanier dabei zu beobachten, wie sie sich kollektiv auf der Plaza Mayor besaufen und gegenseitig mit Alkohol bespritzen, aber nachdem mit dem Alkoholspiegel und der wachsenden Menschenmenge auch das Gedränge und Gestoße zugenommen hat, hatte ich schon relativ bald die Nase voll von fiesta. Nachdem uns aber eine Spanierin geraten hatte, uns den corrida de toro unbedingt anzusehen, sind wir trotzdem im Zentrum geblieben, um so ein Event wenigstens einmal gesehen zu haben.

Geschlagene zwei Stunden später wars dann soweit. Aber was uns so großartig angekündigt worden war, hätten wir uns in Wirklichkeit auch sparen können : Eine arme Kuh, der sie Hörner aufgesetzt hatten, umringt von einer Schar betrunkener Männer, die versucht haben, das Tier zu provozieren, um dann als Beweis ihrer Furchtlosigkeit vor ihm herumzuhüpfen. Ganz abgesehen von den übrigen Zusehern, die sich kreischend zu uns hinter die Absperrungen gedrängt haben, sobald die Kuh auch nur ihren Kopf in unsere Richtung gedreht hat (man muss dazu sagen, dass sie an einem Strick gehalten wurde). Ich würde derartige Spektakel also nicht unbedingt zu den Glanzlichtern Spaniens zählen. Wenigstens wurde uns gesagt, dass das Tier nach der fiesta ein ruhiges Leben auf dem Bauernhof verbringen darf.

Lektion des Tages: Warte niemals zwei Stunden lang auf eine Kuh.

Hier ein paar Fotos von der Fiesta de San Mateo:

Fiesta de San Mateo

Um halb zwölf Uhr nachts waren wir dann schließlich zurück in Alcalá und alle schon ziemlich fertig. Aber mei, man ist ja nur einmal jung und so war ich dann noch ein paar Stündchen Salsatanzen bevor ich um halb fünf Uhr morgens ins Bett gekippt bin.

Mittwoch, 15. September 2010

Eine Schweigeminute...

... für meine türkise Lieblingsbluse, die heute brutal von mehreren Autos zusammengefahren wurde, nachdem sie vom Wäscheständer in die Garageneinfahrt gefallen war. Sie konnte nur mehr zerfetzt geborgen werden.

Und was lernen wir daraus?

1. Vertraue niemals einem Wäscheständer, der an der Hauswand über der Garageneinfahrt angebracht ist.
2. Verwechsle niemals tendedero und tenedor, um Aussagen wie "Verdammt, die Wäsche ist mir von der Gabel gefallen" künftig zu vermeiden und den Ernst der Lage angemessen zum Ausdruck bringen zu können.

Anmerkung:
tendedero = Wäscheständer, tenedor = Gabel

Samstag, 11. September 2010

Noche en Blanco in Madrid

Also langweilig war mir hier bis jetzt definitiv nicht. Eine kurze Zusammenfassung des Abendprogramms der letzten Woche: Montag - Erasmusfeier, Dienstag - Tapas essen mit einer Bekannten, Mittwoch - Treffen mit meiner Tutorin, Donnerstag - Erasmusfeier, Freitag - Salsa tanzen, Samstag - Noche en Blanco, Sonntag (voraussichtlich) - SCHLAFEN!
Die Noche en Blanco, von der ich gerade zurückgekommen bin (03:47 Uhr), ist vergleichbar mit der Langen Nacht der Museen, umfasst aber auch Konzerte und alle möglichen anderen kulturellen Events. Die Idee an sich ist gut, allerdings sind dermaßen viele Leute unterwegs (siehe Fotos), dass man die restlos überfüllten Museen sowieso vergessen kann und von den übrigen Events auch nicht viel mitbekommt. Nichtsdestotrotz hatte ich einen sehr netten Abend, weil ich es endlich mal geschafft habe, mit einer Gruppe von Spaniern unterwegs zu sein und mich an ihren Unterhaltungen zu beteiligen. Während ich bis jetzt eher das Gefühl hatte, in größeren Gruppen ignoriert zu werden, haben die Leute, mit denen ich heute unterwegs war, Interesse an mir gezeigt und mich aktiv in ihre Gespräche miteinbezogen. Und das war mir viel mehr wert, als die diversen Spektakel auf Madrids Straßen.

Bitte anklicken:

Noche en Blanco

Nachdem mir schon mehrere Leute erzählt haben, dass sie hier bestohlen worden sind, wollte ich meine Kamera gestern nicht zu so einem Riesenevent wie der Noche en Blanco mitnehmen. Die Fotos stammen von zwei Erasmus Kolleginnen, mit denen ich gestern Nachmittag nach Madrid gefahren bin.

Dienstag, 7. September 2010

Nur keine Hemmungen

Die Spanier haben einen teilweise sehr eigenwilligen Wortschatz. Gestern hat uns eine unserer Professorinnen z.B. den Auftrag gegeben, Ausdrücke mit dem Wort cojones (umgangssprachlich für "Hoden") zu suchen und es ist unglaublich, wie oft die Spanier dieses Wort verwenden und wofür. So heißt es hier z.B. nicht "Das interessiert mich einen Dreck", sondern "Das interessiert mich drei Hoden", statt "Ich bin fix und fertig" sagen sie "Ich habe quadratische Hoden" und "Es ist schweinekalt heute" heißt hier "Es hat eine Hodenkälte". (Und das ist erst ein winzig kleiner Bruchteil von Anwendungen des Wortes cojones.)
Kein Wunder also, dass mein Sprachlernpartner vom letzten Semester in Österreich einmal ziemlich ins Fettnäpfchen getreten ist, als er einen derartigen Ausdruck direkt vom Spanischen ins Deutsche übersetzt hat. Die Spanier scheinen in dieser Hinsicht viel weniger Hemmungen zu haben als wir und wer sich hier in einer umgangssprachlichen Unterhaltung behaupten will, muss sich dieser Einstellung wohl anpassen. Sehr gewöhnungsbedürftig...

Montag, 6. September 2010

Spanischkurs und Erasmus-Party

Heute war die erste Einheit des Sprachkurses. Die Professorinnen wirken nett, der Unterricht war auch ok, aber leider sind 3/4 der Kursteilnehmer deutschsprachig. Interessanterweise waren die vertretenen Nationalitäten schön säuberlich in kleinen Grüppchen angeordnet- Engländerin neben Engländerin, Franzose neben Französin, Portugiese neben Portugiesin... und dann der großer Haufen Deutscher/Österreicher/Schweizer (die natürlich auch fleißig Deutsch geredet haben). Jedenfalls war ich ziemlich enttäuscht und als die deutschen Mädls angekündigt haben, zu einer Erasmus-Party zu gehen wollte ich erst gar nicht mit. Aber aus Neugierde hab ich mich ihnen dann doch angeschlossen und hatte im Endeffekt tatsächlich Spaß. Ich hab eine Menge Leute kennen gelernt und mich (je nach Sprachkenntnissen und Alkoholspiegel der Gesprächspartner) in einem schrägen Mischmasch aus Deutsch, Englisch und Spanisch gut unterhalten. Es ist also zum Glück nicht nur bei Deutsch geblieben - immerhin etwas.
Fazit: Muss ich nicht jeden Abend haben, aber es war auf jeden Fall lustig.

Sonntag, 5. September 2010

Saturday Night in Alcalá

Gestern hab ich beim Flanieren durch die Stadt noch ein paar Fotos gemacht:
Alcalá 2
Am Abend war ich mit meiner Mitbewohnerin und einer Freundin von ihr aus, zuerst Tapas essen (d.h. man bestellt Getränke und bekommt die Tapas gratis dazu - sehr angenehme Möglichkeit zu Abend zu essen :-) und dann Salsa tanzen. Wie in Graz auch scheint die Salsaszene hier überschaubar zu sein - man kennt einander. Nachdem meine Mitbewohnerin seit einem knappen Jahr in dieser Szene unterwegs ist, hab ich gleich eine Menge Tipps bekommen, mit wem ich unbedingt tanzen soll und bei welchen der Männer ich aufpassen muss. Es hat wirklich Spaß gemacht und ich glaube, ich werd mich dort in Zukunft öfter mal blicken lassen.

Morgen beginnt der zweiwöchige Spanischkurs, an dem wir Erasmusstudenten gratis teilnehmen können. Ich bin schon sehr gespannt auf den Unterricht und die Leute...

Mittwoch, 1. September 2010

Neue Wohnung

4 Tage, 19 (!!) Wohnungsbesichtigungen und unzählige Telefonate später habe ich die Zusage für meine Wunschwohnung bekommen und freue mich sehr darüber. Ich werde mit einer jungen Frau zusammenwohnen, die aus Rumänien kommt, aber schon mehrere Jahre in Spanien lebt. Sie hat Spanisch und Englisch studiert und unterrichtet hier Englisch. Sie wirkt sehr nett und dass sie perfekt Spanisch spricht ist natürlich umso besser für mich :-)

Hier Bilder von der Wohnung (sie stammen aus ihrer Annonce) - bitte anklicken:

Mi piso nuevo


Fazit: Die Wohnungssuche war anstrengend, aber 1. spannend - immerhin hab ich jetzt echt Wohnungen jeder Art gesehen - und 2. hat sie mir definitiv die Angst davor genommen, auf Spanisch zu telefonieren :-)

Sprachliche Fettnäpfchen

Langsam gewöhne ich mich dran, Spanisch zu sprechen - nichtsdestotrotz hat die spanische Sprache so ihre Tücken. Was beim Schreiben kein Problem ist, geht beim Sprechen plötzlich nicht mehr und so produziere ich bisweilen so tolle Aussagen wie "Um Eiswein herzustellen, muss man die Fingernägel später ernten", "Der Strand war voller Beine", "Diese Pfote gefällt mir sehr" oder "Ich habe es mit eigenen Ohren gesehen".

Anmerkung:
uñas = Fingernägel, uvas = Weintrauben
piernas = Beine, piedras = Steine
pata = Pfote, patrón = Muster
orejas = Ohren, ojos = Augen


Dienstag, 31. August 2010

Farbtupfer

Wer von euch schon mal in einem anderen Land gelebt hat, musste wahrscheinlich auch die Erfahrung machen, dass es Tage gibt, an denen man das Abenteuer dann doch lieber gegen die sonst so verhasste Routine eintauschen würde. So ein Tag war heute für mich. Aber wer ein buntes Leben will, muss neben hellen Farbtupfern eben auch mal dunkle einstecken.

Sonntag, 29. August 2010

Fotos von Alcalá

Erste Fotos vom Zentrum Alcalás... Und neue Posts gibts auch :-) (siehe unten)

Bitte anklicken:
Alcalá

Wohnungssuche

Seit gestern bin ich auf Wohnungssuche und ich muss sagen, es war teilweise... nun ja ... sehr interessant:

- Situation 1:
"Ja hallo, ich rufe wegen der Wohnungsanzeige an, ist das Zimmer noch frei?"
"Ähm..."
"Hallo? Hören Sie mich? Ist das Zimmer noch frei?"
"Ähm naja"
Stille.
"Ähm... Woher bist du denn?"
"Aus Österreich."
"Nein es ist nicht mehr frei. Auf Wiederhören."

- Situation 2:
"Hallo, ich habe Ihre Annonce gelesen und wollte fragen, ob das Zimmer noch frei ist."
"(faucht:)Madre mía, nicht schon wieder! Ich habe verdammt nochmal kein Zimmer zu vergeben, das ist ein Fehler der Uni!!" (Anmk: die gibt nämlich eine Liste mit freien Zimmern aus)

- Situation 3:
"Guten Morgen, ich interessiere mich für das Zimmer, das sie annonciert haben. Könnte ich es besichtigen?"
"Ja gerne. Wie wäre es am Vormittag?"
"Nachmittag wäre besser."
"Na gut dann machen wir es am Nachmittag."
"Ok super, wann passt es denn für Sie?"
"Um... Nein, Vormittag wäre doch besser."
"Ok, wann denn?"
"Einen Moment, chiquita, am Nachmittag geht doch."
"Gut, um welche Uhrzeit?"
"Nein weißt du, Vormittag wäre wirklich praktischer für mich."

- Situation 4:
(Ich klingle, eine junge Frau öffnet die Tür einen Spalt weit)
"Ja?"
"Ich komme wegen des Zimmers."
"Hä?"
"Ich möchte gerne das Zimmer besichtigen, bin ich hier richtig?"
(Böser Blick, wie aus der Pistole geschossen:) "Wer bist du, was machst du hier, wer schickt dich?"
(sehr verunsichert)"Äh, der Vermieter"
"Hä?"
"Äh, der Vermieter (Blick auf den Zettel) Miguel Ángel..."
"Na schön" (öffnet die Tür).
(Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass der Vermieter ihr nicht Bescheid gesagt hatte.)

Wohnungsbesichtigung - eine kleine Kostprobe:
Wohnung 1 - gute Lage, nette Vermieterin, dunkel
Wohnung 2 - gute Lage, nettes Zimmer, zickige Mitbewohnerin
Wohnung 3 - gute Lage, hübsches Zimmer, Mitbewohnerin mit einem Kind (!) und zwei Hunden (!!)
Wohnung 4 - tolle Lage, super Wohnung, keine Heizung
Wohnung 5 - gute Lage, super Zimmer, ca. 70jährige Mitbewohnerin, Wohnung voll mit Porzellanpüppchen und Stofftieren

Feria

Diese Woche war in Alcalá "feria" - also so eine Art Volksfest, das einmal im Jahr stattfindet. Dabei schließen sich Leute jeden Alters zu Gruppen , so genannten "peñas", zusammen und veranstalten unterschiedliche Aktivitäten - z.B. Schifferl bauen, die dann in den Fluss gesetzt werden. Für den Abend werden dann Lokale gemietet, um sich hoffnungslos zu betrinken - wer Mitglied einer peña ist, bekommt die Getränke nämlich gratis.
Vorgestern war ich mit meinen Couchsurfing Hosts auf ein paar copas in, naja eigentlich vor einem dieser Lokale - das Meiste spielt sich nämlich draußen ab. Mir ist aber recht schnell klar geworden, dass ich offenbar noch nicht so weit bin, auf Spanisch fiesta zu machen, denn:
1. fehlt mir das Vokabular und damit das Verständnis für die spanischen Schmähs
2. reden alle durcheinander
3. war ich nie schnell genug, um zuerst zu verstehen worum es überhaupt geht, und mich dann in das Gespräch einzuschalten und
4. kann man sich sowieso nicht auf eine andere Sprache konzentrieren, wenn im Hintergrund eine Horde Kinder herumschreit.
(5. hat Alkohol bei mir leider die Angewohnheit, meine Fremdsprachenkenntnisse zusätzlich einzuschränken und nachdem ich wie wir wissen leider nicht besonders viel vertrage, hat mein Mundwerk dementsprechend schnell den Geist aufgegeben.)
Nach einer 3/4 Stunde meinerseitigen Schweigens hab ich es dann doch geschafft, mir für 5 Minuten Gehör bei der Gruppe zu verschaffen und den mir Unbekannten zu erklären, wer ich bin und warum ich bis dahin so gar nichts gesagt hab. Immerhin.

Heute war der letzte Tag der feria und zu diesem Anlass gab es eine große Parade, die mit viel Geblinke, Getanze und natürlich Lärm durch die Stadt unterwegs war. Ich hab versucht, ein paar Fotos zu machen, aber ich fürchte die meisten sind verschwommen, weil alles ständig in Bewegung war.

Bitte anklicken:
Feria

Samstag, 28. August 2010

Neue Erkenntnisse

Großer Pluspunkt für Alcalá: Hier gibts diese tollen Ampeln mit sich bewegenden Männchen und einer Anzeige, wie viele Sekunden man noch hat, um über die Straße zu gehen.

Großer Minuspunkt: Kein Mensch fährt hier Rad und wenn doch, muss er lebensmüde sein.

Freitag, 27. August 2010

Blog-Einweihung

Erstmal herzlichen Dank an Marcel und Chrisi, die mich zum Titel meines Blogs inspiriert haben ;-)
© L., Marcel und M., Christine: In: Johannas Spanien-Buch. Graz: Harnisch 2010, S. 16f.

Also für alle, die es vielleicht nicht wissen noch eine kurze Erklärung zum Titel: Alcalá de Henares ist die Geburtstadt von Miguel de Cervantes, dem Autor von Don Quijote de la Mancha. In einer der vielen Episoden kämpft Don Quijote gegen Windmühlen, weil er sie in seinem durch übermäßigen Konsum von Rittergeschichten verursachten Wahn für Riesen hält.


Ein paar Leute haben mir schon geschrieben und gefragt, wies mir geht (danke übrigens, hab mich sehr über die Nachrichten gefreut :-). Also so viel hab ich ja in diesen ersten zwei Tagen noch nicht erlebt, aber hier mal eine kurze Zusammenfassung: Nach meiner Ankunft in Alcalá gestern Nacht hat mich mein Couchsurfing-Host abgeholt und momentan sitze ich grad in seiner sehr gemütlichen Wohnung, um der Mittagshitze zu entkommen. Vorhin hab ich mich mit meiner Erasmus-Tutorin und ihrem Freund in der Stadt getroffen und das Zentrum ein bisschen erkundet. Also was ich gesehen habe sieht mal sehr nett aus und vom ersten Eindruck her denke ich hier lässt sichs leben :-) Fotos folgen hoffentlich bald - heute hab ich mich eher mal drauf konzentriert, zu verstehen was die zwei da in einem Wahnsinnstempo an Infos abgespult haben und möglichst verständliche Antworten rauszubringen :-D


Fazit der ersten zwei Tage: sehr nette Leute, hübsches Stadtzentrum und viiiele neue spanische Ausdrücke.