Gestern haben wir zu viert - eine Schwedin, eine Tschechin, eine Französin und ich - einen Ausflug nach Cuenca gemacht. Praktischerweise hatte die Französin ihr Auto mit nach Spanien genommen und wir konnten mit ihr mitfahren.
Cuenca ist eine Stadt im Osten von Alcalá, die vor allem für ihre hübsche Altstadt und die casas colgadas (hängende Häuser) bekannt ist.
Cuenca |
Was wir nicht wussten war, dass in Cuenca an diesem Tag die Feierlichkeiten zu Ehren von San Mateo beginnen würden und da wir uns dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollten, sind wir in der Stadt hängen geblieben anstatt wie geplant auch die Umgebung zu erkunden. Wer bei San Mateo jetzt an Messen und religiöse Prozessionen denkt, liegt gründlich daneben - statt Weihrauch lag schon am frühen Nachmittag der Geruch von Alkohol in der Luft und die ersten Partytiger haben Bierfässer durch die Straßen gerollt.
Eine Menge junger Leute war in der Stadt unterwegs und nachdem wir als eine Gruppe von vier Mädls - zwei davon blond und hellhäutig - ziemlich aufgefallen sind, wurden wir fleißig angeflirtet, ausgefragt und zum mitessen und -trinken aufgefordert. Es war lustig, aber nachdem die Schwedin mir erzählt hat, dass sie täglich 5-6mal angegraben wird, war ich dann doch ganz froh darüber, dass mich die Spanier meinem Aussehen nach bis jetzt meistens ihrer Nationalität zugeordnet und mich dementsprechend wenig beachtet haben.
Richtig angefangen hat die Feier dann am Nachmittag, als eine Horde von Menschen sich im Zentrum versammelt hat, um die Ansprache des Bürgermeisters zu hören und anschließend am corrida de toro - dem Stierlauf - teilzunehmen oder zuzusehen. Anfangs wars ja ganz amüsant, die Spanier dabei zu beobachten, wie sie sich kollektiv auf der Plaza Mayor besaufen und gegenseitig mit Alkohol bespritzen, aber nachdem mit dem Alkoholspiegel und der wachsenden Menschenmenge auch das Gedränge und Gestoße zugenommen hat, hatte ich schon relativ bald die Nase voll von fiesta. Nachdem uns aber eine Spanierin geraten hatte, uns den corrida de toro unbedingt anzusehen, sind wir trotzdem im Zentrum geblieben, um so ein Event wenigstens einmal gesehen zu haben.
Geschlagene zwei Stunden später wars dann soweit. Aber was uns so großartig angekündigt worden war, hätten wir uns in Wirklichkeit auch sparen können : Eine arme Kuh, der sie Hörner aufgesetzt hatten, umringt von einer Schar betrunkener Männer, die versucht haben, das Tier zu provozieren, um dann als Beweis ihrer Furchtlosigkeit vor ihm herumzuhüpfen. Ganz abgesehen von den übrigen Zusehern, die sich kreischend zu uns hinter die Absperrungen gedrängt haben, sobald die Kuh auch nur ihren Kopf in unsere Richtung gedreht hat (man muss dazu sagen, dass sie an einem Strick gehalten wurde). Ich würde derartige Spektakel also nicht unbedingt zu den Glanzlichtern Spaniens zählen. Wenigstens wurde uns gesagt, dass das Tier nach der fiesta ein ruhiges Leben auf dem Bauernhof verbringen darf.
Lektion des Tages: Warte niemals zwei Stunden lang auf eine Kuh.
Hier ein paar Fotos von der Fiesta de San Mateo:
Fiesta de San Mateo |
Um halb zwölf Uhr nachts waren wir dann schließlich zurück in Alcalá und alle schon ziemlich fertig. Aber mei, man ist ja nur einmal jung und so war ich dann noch ein paar Stündchen Salsatanzen bevor ich um halb fünf Uhr morgens ins Bett gekippt bin.
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