Samstag, 6. November 2010

Spanien und die Spanier

Um die Lebensgewohnheiten und Eigenheiten der Spanier wirklich kennen zu lernen, bedarf es natürlich mehr als zwei Monate Aufenthalt in Spanien, aber ein bisschen was hab ich doch schon über mein Gastland und seine Einwohner gelernt:
  1. Frauen werden - ungeachtet ihres Alters oder Aussehens - prinzipiell immer mit guapa (Hübsche) oder cariño (Liebes) angesprochen, egal ob von Studienkollegen oder vom Obstverkäufer. Ältere Frauen haben außerdem anscheinend die Angewohnheit, jüngere Frauen hija mía (meine Tochter) zu nennen.
  2. Spanier duzen viel früher und viel öfter als wir. Auch die Uniprofessoren, egal ob jung und locker oder betagt und respekteinflößend, werden mit ihren Vornamen und "du" angesprochen (was mir bei manchen immer noch nicht über die Lippen kommt).
  3. Spanier benützen Wörtchen wie "Bitte" und "Danke" wesentlich weniger oft als wir, was anfangs etwas unhöflich wirken kann, wenn man nicht dran gewöhnt ist.
  4. Angeblich ist der Marienkult in Spanien so verbreitet, dass 23% der spanischen Frauen María heißen - in allen möglichen Variationen: María Dolores (Schmerzen), María Soledad (Einsamkeit), María Inmaculada oder María Concepción (die unbefleckte Maria).
  5. Spanier sind generell sehr hilfsbereit, egal ob man sie nach dem Weg oder nach ihrer Mitschrift von der letzten Lehrveranstaltungseinheit fragt.
  6. Die Sicherheitsvorkehrungen in Spanien wirken allgemein strenger als bei uns, das reicht von der Gepäckkontrolle am Bahnsteig bis zu den Sicherheitsmaßnahmen der Supermärkte. Willst man z.B. mit einem Rucksack oder einer größeren Tasche in den Supermarkt gehen, muss man diese/n entweder in einem der Schließfächer einsperren, oder in einen Plastiksack stecken und diesen dann durch eine eigene Verschluss-Maschine ziehen, sodass man ihn auch ja nicht unbemerkt öffnen kann.
  7. In Spanien braucht man für sämtliche Aktivitäten die D.N.I.-Nummer, in meinem Fall also die Passnummer. Man muss z.B. in allen Unterrichtsfächern dem Professor eine ficha, ein Formular mit Name, Alter, Adresse, Telefonnummer und Auweisnummer, abgeben. Insofern ist des den Spaniern absolut unverständlich, wie man seine Ausweisnummer nicht auswendig wissen kann, was mich das eine oder andere Mal schon etwas in Verlegenheit gebracht hat.
  8. Spanier sind gar nicht so unpünktlich, wie mir in Österreich immer gesagt wurde. Zumindest war bis jetzt meistens eher ich zu spät dran.
  9. Dass Spanier generell keine besonders große Affinität zu Fremdsprachen verspüren, weiß ich ja noch vom Urlaub letztes Jahr. Trotzdem finde ich es immer wieder sehr amüsant, dass fast alle ausländischen Begriffe "hispanisiert" - also durch ein anderes Wort ersetzt, oder zumindest lautlich angeglichen - werden. Wörter wie z.B. power werden deshalb beinhart so ausgesprochen, wie man sie schreibt. Das kann vor allem auf der Uni manchmal zu ernsthaften Verständnisproblemen führen.
  10. Hier in Spanien gibt es nicht nur cafeterias, sondern auch teterías - also genau das Richtige für mich :-)

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