Donnerstag Nacht bin ich zusammen mit meiner Erasmus-Freundin aus Island mit dem Bus nach Sevilla gefahren, um dort das verlängerte Wochenende zu verbringen. Die Busfahrt hat sechs Stunden gedauert und an Schlaf war für mich leider kaum zu denken - unter anderem deshalb, weil ein besonders einfühlsamer Mitreisender schräg vor mir auf die tolle Idee kam, um zwei Uhr morgens unter den bösen Blicken seiner Sitznachbarin ein offenbar lebensnotwendiges Telefongespräch zu führen (meine Wut wurde nur dadurch besänftigt, dass er sich eine Folge von "How I met your mother" mit spanischen Untertiteln am Notebook angeschaut und mir damit die Zeit vertrieben hat).
Jedenfalls waren wir echt ko, als wir um sieben Uhr morgens angekommen sind und unser erster Spaziergang durch die Stadt hat auch nur so lange gedauert, bis unsere Zimmer im Hostal bereit waren. Nach ein paar Stunden Schlaf und einer warmen Dusche, gings uns dann aber besser und so waren wir abends noch in der Stadt unterwegs.
Am nächsten Tag mussten wir erst mal weiter Hostal suchen, weil unseres für die zwei kommenden Nächte nichts mehr frei hatte und wir bei Couchsurfing auch keinen Erfolg hatten. Gefühlte Stunden später - alles war voll belegt - haben wir dann zwei Hostals gefunden, die jeweils für eine Nacht ein Zimmer frei hatten. Als das endlich erledigt war, waren wir in den Reales Alcázares - den königlichen Palästen Sevillas, die wirklich sehr beeindruckend sind. Hier ein paar Fotos:
Abends waren wir in einer Bar tapas essen, die uns schon am Tag davor aufgefallen war. Der Kellner hat an der Bar unsere Bestellung aufgenommen und wir hatten es uns schon an unserem Tisch gemütlich gemacht, als uns auf einmal ein schrilles Läuten aufgeschreckt hat. Das Telefon? Eine Türglocke? Feueralarm? Wie ein anderer Gast dankenswerterweise nach ein paar Minuten Irritation seitens aller Anwesenden herausgefunden hat, war keine unserer Vermutungen zutreffend. Die Entschlüsselung des mysteriösen Geräusches war eigentlich ganz einfach: 1mal Läuten =
Essen ist fertig, wer zuerst bestellt hat möge zur Bar kommen, um es sich zu holen (und dem beleibten Kellner den Weg zu ersparen); mehrmaliges Läuten:
wer bis jetzt geschlafen hat, möge verdammt noch mal zur Bar kommen, sonst wird er taub geläutet. Also wieder was dazu gelernt. Das Essen war sehr gut, aber nachdem ich ohne Wörterbuch irgendwas bestellt hatte, war ich plötzlich mit zwei Käse-Bomben konfrontiert, von denen ich in einem Anflug von Wagemut eine halbe gegessen habe und den Rest dann wegen plötzlich eintretender Übelkeit zurückschicken musste. Nie wieder Käse!
Am nächsten Tag war ich allein nochmals in den Reales Alcázares (der Eintritt war gratis), um mich diesmal ganz den Gärten zu widmen, für die ich am Tag zuvor keine Zeit gehabt hatte.
Am Nachmittag waren wir dann in der Casa de Pilatos, einem weiteren wunderschönen Palast.
Da wir abends ausgehen wollten, haben wir uns nach der Rückkehr ins Hostal bei der Rezeptionistin erkundigt, wo man denn gemütlich was trinken gehen könnte. Sie hat uns zu einer Bar geraten, die ihrer Meinung nach was "ganz Besonderes" wäre. Als wir dort angekommen sind, hat sich herausgestellt, dass wir die Bar am Tag zuvor schon mal gesehen aber ignoriert hatten, weil wir dachten es handle sich um eine Kirche. Man stelle sich vor: ein Vorraum mit einem gold-roten Altar und einer Christus-Statue, davor ein Schild, das für einen Cocktail namens "Sangre de Cristo" (Blut Christi) wirbt und drinnen ein Haufen alter Leute, über denen Rosenkränze baumeln. Und nein, ich übertreibe nicht. Nachdem wir sofort die Flucht ergriffen haben, hatte ich leider keine Zeit mehr, ein Foto zu machen.
Trotz dieser traumatischen Erfahrung, haben wir den Aufenthalt in Sevilla genossen - abgesehen davon, dass wir mit einem unserer Hostals Probleme hatten, weil die überaus reizende und kompetente Rezeptionistin uns - unbeeindruckt von meiner Bestätigung der Internet-Reservierung mit Kreditkarte - mitgeteilt hat, sie wisse nicht ob noch ein Zimmer frei wäre und wir sollen in drei Stunden wieder kommen. Später hat uns ihre noch reizendere und noch kompetentere Kollegin eröffnet, dass sie voll belegt wären. Und nein, wir können leider nicht die Kreditkartenfirma anrufen, da sie leider kein Telefon habe (das neben ihr war wahrscheinlich nur eine Attrappe) und nein, sie könne uns leider nicht helfen, weil sie überaus beschäftigt wäre. Es ist wirklich ein Jammer, dass so viele Leute in Spanien arbeitslos sind und gerade diese zwei Damen ihren Posten noch haben.
Ansonsten war die Reise toll und wir hatten wirklich Spaß. Hier noch ein paar Fotos:
ja und, wo habt ihr nun geschlafen? mal wieder unter der Brücke?
AntwortenLöschenNein, da war schon besetzt, wir mussten auf die Parkbank ausweichen.
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